Die Frau der Worte – im Gespräch mit Vanessa Vetter
Daniel Hogen | Sep 20, 2017
Vanessa Vetter ist nicht nur eine tolle Dozentin, die ich in einer Ausbildung erleben durfte, sondern auch eine wunderbare, offene und sehr kompetente Kollegin. In Ihrem Institut inmetra® Mediation Training & Coaching hat Vanessa im Laufe der Jahre ein sehr spezielles Angebot zusammengestellt. Daher wurde es nun Zeit, Vanessa in diesem Interview vorzustellen. Lesen Sie selbst, wer Vanessa ist und was sie bei inmetra® macht.
Liebe Vanessa, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst!
– Danke Dir, Daniel, für Deine wohlüberlegten Fragen.
1. Du bist als Anwältin ins Berufsleben gestartet. Was war Deine Motivation, Jura zu studieren?
– Ich würde mich übrigens eher als Frau der Veränderung beschreiben. Nun, wenn ich zurückblicke, bin ich als Coach in die Welt gestartet. Mit 14 hatte ich satt, was ich um mich herum erlebte und suchte nach neuen Modellen. Das hat mich, ganz klassisch – mit Sigmund Freud beginnend – auf eine sehr interessante und erfahrungsreiche Reise gebracht. Viele Erwachsene kamen damals bereits zu mir und schütteten mir ihr Herz aus, lobten meine Empathie und Weisheit trotz meiner Jugend und bedankten sich für die intensiven und hilfreichen Gespräche. Ich fand Menschen in aller Freud und allem Leid wirklich immer: spannend und interessant.
Ich war die einzige Jugendliche, die gerne alten Menschen, z. B. meiner Großtante, zuhörte und sie unermüdlich über ihr Leben befragte. Eigentlich wollte ich Medizin studieren, doch ich glaubte damals, das Physikum nicht zu schaffen, zudem gingen die Versuche an Tieren für mich überhaupt nicht. Zum Jurastudium bin ich gekommen, weil mich die (auch interkulturellen) Beziehungen zwischen Menschen, vor allem in den Dynamiken von Familien, angezogen haben. Hierfür finden sich Beweggründe in meiner Biographie. Deswegen hatte ich mich dann auch auf Erbrecht spezialisiert, was mich bis heute im Coaching im Bereich Nachfolge und Familie beschäftigt. Doch die Beratung war mir nicht genug, auch als Rechtsanwältin nicht. Da sind so viele Konflikte, Probleme, Schmerz und wirklich große Herausforderungen, die ich als Coach lösen helfen kann, statt sie mit einer juristischen Lösung im wahrsten Sinne des Wortes „abzudecken“. Deswegen war der erste, nächste Schritt die Mediation, was zu Deiner nächsten Frage führt …
2. Viele Juristen sind zusätzlich als Mediatoren ausgebildet, Du auch. Hast Du ein Spezialgebiet?
– Natürlich ist es durchaus sinnvoll, sich zu spezialisieren. Mir fällt die Beantwortung leichter, wenn ich überlege, was ich nicht mediiere. Denn letztlich sind doch die Konflikte der Menschen weltweit immer wieder auf eine Handvoll Grundthemen zurückzuführen. Meine Favoriten sind Familien- und Erbstreitigkeiten, wirtschaftliche Kontexte (Abteilungen, Firmen), Partnerschaftskonflikte (auch in Kanzleien, Praxen, kleinen Betrieben). Noch lieber sind mir die moderierten Gespräche als Konflikt Prophylaxe (vor der Ehe, der GmbH, der gemeinsamen Praxis/Kanzlei).
3. NLP ist eine bekannte Coaching-Methode. Was ist Deiner Meinung nach das besondere daran?
– Ehrlich gesagt eröffnen sich mir über die 17 Jahre NLP Erfahrung immer neue Welten, sodass ich stetig mehr Lust bekomme, noch tiefer einzusteigen und davon zu profitieren. Wenn ich es auf einen Punkt bringen müsste, und ein Punkt besteht ja aus vielen Punkten …, würde ich sagen: die Möglichkeit, mit dem Perspektivwechsel schnell viele Positionen erkunden zu können, die flexible Lebensgestaltung und das Erkennen der Selbstwirksamkeit, die Erweiterung der Wahrnehmung mit all unseren Sinnen, die bewusst eingenommene Haltung, für die ich alleine verantwortlich bin und die ich selbst regeln kann. Je nachdem, wie ich auf meine Welt schaue, erhalte ich das entsprechende Feedback als Antwort.
4. Wie bist du zu NLP gekommen?
– Auch die Mediation war mir noch zu wenig. Schließlich ist ein Prinzip der Mediation, es auch beim Streit belassen zu dürfen. Na, da hätten ja die anderen Beteiligten schlechte Karten, zumal in der Mediation per se nicht unbedingt„gelöst“, sondern vorallem„geregelt“ wird. Ich finde, man kann doch sehr viel selbst in die Hand nehmen und dann staunen, wie sich scheinbar die Welt um einen herum verändert, wenn man zunächst vor der eigenen Türe kehrt. In Ergänzung zur Mediation und vielen anderen Methoden, die ich im Laufe der Zeit (zu schätzen) gelernt habe, ist für mich NLP als Essenz der Kommunikationspsychologie einfach nicht wegzudenken. Auch in der Mediationsausbildung ist deswegen NLP ein theoretischer Aspekt. Doch auch hier erschließt sich die Wirkmächtigkeit der Methodik eben erst in der konkreten Anwendung. Und … ganz ehrlich, ich selbst profitiere am meisten davon. Ohne NLP würde mir täglich Relevantes in meinem Leben fehlen!
5. In Deinem Institut inmetra® Mediation Training & Coaching in Frankfurt am Main bietest Du ein vielfältiges Angebot an. Erzähl‘ uns doch, wie lange es inmetra® gibt und was dort die Schwerpunkte sind.
– Offiziell firmiere ich seit 2008 mit inmetra Mediation Training & Coaching. Das mache ich an der Markenregistrierung von inmetra® fest. Nächstes Jahr ist also 10jähriges Jubiläum! Ich arbeite mit unterschiedlichen Methoden und je nach dem Blickwinkel: Bei interpersonellen Konflikten ist es die Mediation, bei intrapersonellen Konflikten (Blockaden, Fragen und Anliegen der persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung) ist es mit einem breiten Spektrum an Methodik das Coaching. Im Bereich Training gebe ich das Wissen und die Methoden weiter, um Menschen noch besser zu befähigen, ihr Leben selbst zu meistern. Das sind dann die Tagesseminare und Ausbildungen, z. B. den NLP Basic, NLP Practitioner und NLP Master Kurs, jeweils nach dem DVNLP zertifiziert.
6. Bei Dir ist es also möglich, die Ausbildung zum NLP Practitioner und NLP Master zu machen. Was sind die Schwerpunkte im Curriculum?
– Man könnte sagen, im NLP Practitioner Kurs geht es um die Zutaten und Basisfertigkeiten und im NLP Master Kurs um das Kochen des eigenen Rezeptes – also die authentische, konkrete Anwendung der Denkweisen und Methodik im eigenen Umfeld. In der Tat bringt jeder Lehrtrainer seine Persönlichkeit und einen individuellen Fokus in die Ausbildung ein, obwohl das DVNLP Curriculum gleich ist. Bei mir ist das sorgfältige Erlernen dieser Basisfertigkeiten wichtig (da bin ich pienzig!) und natürlich die Wirkmacht von Sprache. Das „L“ steht schließlich für die Linguistik. Das Thema „nährendes Feedback“ hängt eng mit Selbstreflexion zusammen und damit auch die Achtsamkeit und Wertschätzung sich selbst und anderen gegenüber – gerade jetzt, wo das Thema Erschöpfung und Stress omnipräsent ist; wichtig sind hier die Aktivierung unserer Ressourcen, um unser Handeln auf ein stabiles Fundament zu setzen, sowie die Veränderung der eigenen Sichtweisen und Überzeugungen, unserer Denk-/Verhaltensmustern, sowie deren Neuausrichtung.
Denn wenn wir NLP als Methodik flexibel einsetzen können, dann ist es letztlich egal, ob wir sie für einen beruflichen oder persönlichen Kontext, für uns selbst oder für andere anwenden. Sie wird einfach zu einer guten Gewohnheit und ist jedenfalls das beste Hamsterrad meines Lebens geworden.
7. Mit wingwave® bietest Du ein punktgenaues Coaching an. Was sind Deine beeindrucktesten Erfolge damit?
– Ich bin immer und immer wieder selbst beeindruckt, was alles möglich ist und wie wenig wir noch unser Potential nutzen. Ich durfte z. B. einen Klienten begleiten, der mich zunächst in einer erbrechtlichen, dann gesundheitlichen Thematik um einen Rat bat. Zum Coaching kam er kurze Zeit später mit einem vermeintlich ganz anderen Anliegen, nämlich Panik in engen Räumen. U. a. war für die medizinische Betreuung auch ein MRT notwendig. Aufgrund der Panik ging das jedoch nicht. Fatal! Die Entgegennahme des aktuellen medizinischen Befundes war auch noch ein Problem. Das Wort „Befund“ löste heftigen Stress aus. Kurz und gut: Die Panik in geschlossenen Räumen (MRT, Flugzeug etc.) ist weg und die Werte sind so gut, wie schon viele Jahre nicht mehr. All das in drei Monaten mit drei Sitzungen.
Eine Grundannahme im NLP ist übrigens, dass Körper, Seele (was auch immer das ist) und Geist ein sich wechselseitig bedingendes System sind. Man kann nicht in einem Bereich eine Veränderung vornehmen, ohne dass sie auf das Gesamtsystem eine Auswirkung hätte. Eine Klientin musste den plötzlichen Tod ihrer Mutter verkraften. Das war ein riesiger Schock und überwältigender Schmerz. Auch das brauchte nur drei Termine in wenigen Monaten, um ein gesundes Maß an Trauer zu ermöglichen. Ein Klient ist ein junger, erfolgreicher Zahnarzt, der plötzlich nicht mehr für seinen Beruf motiviert war. Da gab es auch viel Stress in der Praxis, z. B. das Wort „Qualitätsmanagement“ und Patienten, die ihren Unmut über eine vermeintlich nicht gelungene Behandlung kundtaten, trotz seiner großen Mühe und seines echtem Fachverstands. Das vermieste ihm den Berufsalltag enorm. Ich denke, es war für ihn besonders wichtig, einen geschützten Rahmen zu haben, sich überhaupt einmal zu offenbaren und sich das von der Seele zu sprechen. So etwas traut man sich oft nicht einmal in der Familie oder im Freundeskreis zu erzählen.
8. In kleinen Schritten näherst Du Dich der Aromatherapie. Welche Öle hast Du in Deinem Sortiment und warum?
– Die Kräuter- und Aromakunde fasziniert mich schon mein ganzes Leben lang. Als Jugendliche habe ich bereits (Lavendel-) Shampoo hergestellt – nachts heimlich in der Küche. Meine Ölfavoriten sind neben Lavendel und Rose, Basilikum, Zimt, Nelke, Orange, Grapefruit, Bergamotte. Dank Deiner Unterstützung habe ich mich dieses Jahr mit Angelikawurzel und Vanille befreundet. Bereits in der Vorbereitung auf die Staatsexamina (ich hatte eine herrliche Prüfungsangst!) hatte ich mir in meiner Verzweiflung die Raumbeduftung zunutze gemacht. Daher ist bei mir seit Jahrzehnten eigentlich immer ein Duft „an“. Jetzt wird es schrittweise konkreter (ich werde mutiger) und bekommt ein breiteres Anwendungsspektrum, korrespondierend zu meinen persönlichen Werten – keine Tierversuche, keine Chemie, keine Plastikverpackung. Für mich bewegt sich die Expedition im Moment im Bereich Gesichtspflege und beruflich im Bereich Coaching, Training und in der Mediation mit ausgewählten 100 % natürlichen Aromamischungen für die jeweilige Thematik. Danke übrigens für Deine Unterstützung dabei. Es macht mir große Freude, auf allen Sinneskanälen zu wirken!
9. Was ist Dein Lieblingsduft?
– Das ist eine gemeine Frage, Daniel! Die Juristin möchte antworten „es kommt drauf an“. Müsste ich mich wirklich für einen Duft in meiner Welt entscheiden, dann wäre es … die Rose oder doch der Lavendel?
10. Wie kamst Du auf die Idee, die ätherischen Öle ins NLP zu integrieren?
– Im NLP ist die sogenannte sinnesspezifische Wahrnehmung ein wesentliches Element. Schließlich ist alles Wahrnehmung: Wie nehme ich meine Welt wahr? Eigentlich müsste es „Wahrgebung“ heißen. VAKOG ist die Abkürzung für v isuell, a uditiv, k inästhetisch, o lfaktorisch, g ustatorisch. Der Geruchssinn ist mit einem Strang gleich im Gehirn, in unserer Vergangenheit. Bei Lavendel und Rose reise ich z. B. sofort zu kräftespendenden Erinnerungen mit meiner Oma. Bei Diesel werde ich quasi seekrank. Bei Marillenknödel wird mir schlecht und ich fühle mich ausgeliefert und gedemütigt… Alles (inzwischen gelöste) Speicherungen aus meinen Lebenserfahrungen. Da bietet es sich an, das damit verbundene Potential auch für das Jetzt und die Zukunft im Rahmen einer zielgerichteten, positiven Gestaltung anzuzapfen. Bei mir selbst habe ich durch die Übung ganz nebenbei bemerkt, wieviel mehr und besser ich heute riechen kann. Im wahrsten Sinne des Wortes! Schließlich ist über den Sinneskanal im Gehirn (neuro) die Versprachlichung (linguistisch) vor- oder umprogrammierbar und jeweils umgekehrt (NLP) …
11. Womit beschäftigst Du Dich gerne in der Freizeit?
– Ich bin gerne in der Natur, pflanze und wühle gerne in der Erde. Seit einem Jahr habe ich einen Garten. Und: Kein Tag ohne NLP für den Körper: Yoga und Feldenkrais. Zumba-Fitness-Tanz ist auch fein. Ich habe sogar zwei Zumba Trainer Lizenzen. Jetzt freue ich mich auf das Rollschuhfahren – wieder lernen.
12. Hast Du ein paar Lieblingsplätze zum Entspannen in Frankfurt, die Du uns empfehlen kannst?
– Der Main ist natürlich toll – fließendes Wasser hat eine wunderbare Wirkung auf uns Menschen. Da ist nur oft eine Menge Trubel. Der Grüngürtel hat viel zu bieten: Neulich habe ich sogar einen Biber, bzw. einen Nutria gesehen. Das ist eine wunderbare Natur mitten in der Stadt zum Radfahren, Spazierengehen oder einfach für sich Sein. Auch der Grüneburg Park ist ein herrlicher Ort zum Entspannen. Letzte Woche habe ich dort eine Frau in einer Hängematte gesehen. Das fand ich großartig. Das Gute liegt so nah!
13. Über die Grenzen der Großstadt hinaus, wohin verschlägt es Dich im Ausland?
– Nachdem ich so viel in der Welt herumgegondelt bin, lerne ich in den letzten Jahren Deutschland zu schätzen und habe auch Lust, mehr dort zu entdecken. Doch Du fragst nach dem Ausland … Also meine Heimat Bayern (Niederbayern, das Voralpenland, Allgäu) bietet sich dafür an. Scherz beiseite: Letztes Jahr war ich in Mexiko – ein wahrer Sinnesrausch, der mir ermöglichte, keine Sekunde an meinen Alltag zu denken. Obwohl die Reise per se nicht entspannend war, die Wirkung war kolossal. Auf meiner Reiseliste stehen schon lange Sizilien, Neuseeland und Indien. Großbritannien finde ich auch immer wieder großartig. Doch im Oktober wird es mich wieder nach Frankreich und Spanien auf eine weitere Route des Jakobswegs ziehen. Seitdem ich dort über 2000 km zu Fuß gepilgert bin, bin ich auf der terra europa zuhause.
14. Auf Reisen kann man Wichtiges lernen. Mit welcher Erkenntnis bist Du von Deiner letzten Reise zurückgekommen?
In Mexiko konnte ich am Pazifik den Riesenschildkröten beim Eierlegen und Schlüpfen zusehen. Ich war so ergriffen, dieses Wunder der Natur mitzuerleben. Meine Erkenntnis war, dass sich jede Anstrengung lohnt, Menschen einzuladen, achtsam miteinander und der Natur umzugehen und sich wieder mit sich und einem „Größeren Ganzen“ auf diesem Planeten zu verbinden.
Vanessa Vetter – die Frau für Motivation und Veränderung.
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