Verlernen und wieder lernen – freihändig sogar!

Es grummelte in mir und ich sehnte mich danach… nach vielen, vielen Jahren wieder freihändig Fahrrad zu fahren! Doch es ist egal, was Sie wieder können wollen, wie Sie es früher konnten. Das freihändige Radfahren mag Ihnen nur als Metapher, als methodisches Beispiel dienen.

Nur Motivation bringt Sie in Bewegung

Meine Sehnsucht nach diesem Gefühl der Freiheit, „was kostet die Welt“, „ich kann tun, was ich will“, diese besondere Art der Leichtigkeit und Lebensfreude und dieser Form der Selbstwirksamkeit wurden immer stärker. Ich liebte es früher, freihändig Rad zu fahren. Ein unbeschreiblich gutes Gefühl. Doch das war weg. Stattdessen hatte ich, gut und erfahrungsbegründet durch den einen und anderen heftigen Sturz, Angst, zu fallen, die Kontrolle zu verlieren. Meine Vernunft – oder wer eigentlich? – sprach eindrücklich in mir: „Beide Hände gehören beim Fahrradfahren an den Lenker!“

Sehnsucht

Doch meine Sehnsucht wurde stärker, noch stärker! „Ich war noch nie unvorsichtig“, konterte nun schon leise ein anderer Anteil in mir. Und ich hatte es schon einmal gelernt, geschafft. Was einmal geht, geht auch zweimal, gesellten sich andere Stimmen dazu. Sie wurden lauter und lachten über die Stimme, die sprach „und als Erwachsene in Deinem Alter brauchst Du ja wirklich nicht mehr freihändig zu fahren, das ist etwas für Jugendliche“.  Schließlich hatten sie sogar die Vorsicht mit dem Kommentar überzeugt: „Kein einziger Deiner Radunfälle geschah, weil du freihändig fuhrst.“ Juhuu, meine psycho-emotionalen Hindernisse waren gebannt! Das dauerte allerdings ein paar Monate. – Wie ging noch gleich „Geduld“?

Sog. „selfmodeling“ und „modeling“

Die nächste Hürde war, dass ich wirklich nicht mehr wusste, wie es ging. Ich versuchte mich zu erinnern, wie ich es damals, vor über 30 Jahren lernte. Jeden Tag, wenn ich Rad fuhr, war ich damit beschäftigt, mich an das Körpergefühl zu erinnern und wie ich es schon einmal gemacht hatte. Zum Glück dürfen wir uns auf unser Körpergedächtnis verlassen. Der Körper vergisst nichts. Er ist ein wunderbares Wunder. Und Tag für Tag, von Mal zu Mal, tauchte ich mehr ein, wie es sich damals anspürte, freihändig Fahrrad zu fahren. Ich testete eines Tages, indem ich eine Hand wegnahm und mich nach hinten lehnte. Die Empfindung verstärkte sich unmittelbar. Ich war auf dem richtigen Weg. In meinem inneren Film sah ich mir schon von außen zu, wie ich locker und mit einem zufriedenen, kecken Lächeln freihändig ins Büro radelte.

Prüfen Sie Ihre innere Einstellung

Nun beobachtete ich andere: Wie machen es die flotten Jungs? Wie genau sitzen sie auf dem Sattel, in welcher Haltung? Wie ist die Neigung, die Kopfhaltung, wohin geht der Blick? Wie halten sie die Arme? Und all das mit einer inneren Bewunderung, einem „wow, wie macht der das?“ „das will ich auch können!“, einer Vorfreude und der Zuversicht, dass es auch bei mir bald wieder so weit sein würde.

Schritt für Schritt und jeder einzelne zählt

Im Neuro Linguistischen Programmieren (NLP) unterrichte ich unter anderem, wie lernen geht. Wie ist die Vorgehensweise, wenn man etwas lernen möchte, sich von jemandem „etwas abguckt“ oder „eine Scheibe abschneidet“? Die technische Vorgehensweise des sog. „modelings“ hilft auch dabei, die eigenen Blockaden zu entlarven. Dann wissen Sie, an welcher Weiche Sie etwas anders einstellen müssen. In meinem Beispiel war das die Angst, zu fallen. Der Fokus der Fragen lautet, immer konkreter werdend, „wie?“ So lässt sich wirklich alles lernen, auch Fähigkeiten wie „Geduld“, „Wertschätzung“, „konstruktives Feedback geben“, „Disziplin“ , „locker auf fremde Menschen zugehen“ oder „sich von etwas trennen“. Dazu lautet übrigens ein NLP Axiom, dass jeder Mensch etwas durchaus passabel, gut, sehr gut oder sogar brillant lernen kann, was ein anderer Mensch schon gelernt hat. Das ist doch tröstlich und motivierend, finden Sie nicht? Deswegen könnten Sie auch Breakdance, Chinesisch, „Heilung“ oder Entspannen lernen, falls Sie das wollten.

Der letzte Schritt zum Erfolg

Der nächste Schritt konnte nach ein paar weiteren Monaten gegangen werden. Ich suchte mir eine ca. 400 Meter lange, überschaubare und sichere Strecke ohne Autoverkehr. Hier übte ich jeden Tag, die zweite Hand wegzunehmen. Zuerst nur kurz, dann immer länger. Worauf muss ich meine Aufmerksamkeit richten? Welche Geschwindigkeit ist die Passende? Und „plötzlich“ hatte mein Körper genau die richtige innere Balance wiedergefunden. Es hat „Klick“ gemacht. In dem Moment ging es leicht und scheinbar wie von selbst. Mein Herz hüpfte vor Freude. Dazu gesellte sich eine warme und freundliche Genugtuung: „Siehst Du. Geht doch! Wer sagt´s denn.“ Und bevor ich mich versah, hatte ich auch eine Kurve bewältigt und war links abgebogen. Freihändig natürlich. Sicher. Gerade noch hatte ich es bemerkt. So schnell kann man sich nämlich an Können gewöhnen.

Meine herzliche Einladung

Zugegeben, das freihändige Radfahren ist für Sie möglicherweise völlig uninteressant. Doch darum geht es ja auch gar nicht. Was möchten Sie wieder lernen? Was möchten Sie so gerne wieder einmal spüren, körperlich, emotional? Bei was ging Ihnen das Herz früher auf und was vermissen Sie? – Dann krempeln Sie die Ärmel hoch und fangen Sie wieder an.

Das Gute ist, wenn wir wieder lernen, was wir schon einmal konnten, dann ist es ein schnelleres, besseres Lernen insofern, als wir auch die bisherigen Erfahrungswerte integrieren. Bei mir waren das zum Beispiel die Straßenbahnschienen. Diese Erfahrung hatte mir in der Jugend noch gefehlt, doch da nehme ich heutzutage definitiv die Hände an den Lenker. Und bei Nässe, Schnee und Glatteis Hände weg von freihändig, das ist klar!

Kennen Sie die vier Stufen des Lernens?

Wir beginnen mit unbewusster Inkompetenz. Wir wissen noch gar nicht, dass wir etwas nicht können oder können könnten. Das Kleinkind beispielsweise, das mit den Eltern im Auto mitfährt, hat keine Ahnung von Autofahren. Wenn das Kind älter wird, setzt es sich vielleicht mal im geparkten Auto hinters Steuer, wenn die Eltern gerade beim Einkaufen sind. Jetzt merkt es, dass das Auto nicht wie bei Papa oder Mama fährt. Bewusste Inkompetenz: Die können etwas, was ich nicht kann. Diese Erkenntnis wird stärker, wenn das gereifte Kind das erste Mal (natürlich in der Fahrschule) versucht, das Auto unter Anleitung in Bewegung zu bringen. Es geht noch nicht und ist schwer, an alles Nötige gleichzeitig zu denken. Mit steter Übung funktioniert dann allerdings recht schnell schon Einiges. Das motiviert! Nun fährt das Auto immerhin schon einmal. Bewusste Kompetenz und bewusste Inkompetenz gehen jetzt Hand in Hand. Nach einigen Jahren wissen Sie gar nicht mehr, wie Sie von A nach B gekommen sind. Das Auto hat Sie „wie von selbst“ und neurologisch tatsächlich „automatisch“ gesteuert. Die Nervenbahn sieht im Gehirn auch aus wie eine Autobahn. Unbewusste Kompetenz hat sich manifestiert.

Unbewusste Kompetenz ist unbewusst

Als meine Mutter in meinem Auto den Rückwärtsgang betätigen wollte, funktionierte es nicht. Sie fragte mich, wie es ginge und ich schaute sie mit großen Augen an. Hm. Keine Ahnung! War es runterdrücken und dann nach rechts oben hebeln oder hochziehen und nach rechts hinten schieben? Oder ganz anders? Ich musste wieder auf dem Fahrersitz platznehmen, denn nur meine rechte Hand wusste es. Jetzt hatte ich auch meinen Hand-zu-Hirn-zu-Mund Dolmetscher bewusst eingeschaltet und analysierte, wie meine Hand es tat. Aha, so also! Nun konnte ich meiner Mutter erklären, wie es geht.

Was ist Ihr nächstes Projekt?

Viel Freude beim Wiederentdecken Ihrer verloren geglaubten Kompetenzen!

Ihre

 

 

 

 

 

Vanessa Vetter – die Frau für Veränderung. Because change is your chance.

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