„Danke!“ – Für was eigentlich?

„Vielen Dank!“ ist ein häufig verwendeter Begriff. Doch ist Ihnen sowohl als Sprecher, wie als Empfänger wirklich klar, für was? Sie lesen im Folgenden, wann die Kurzvariante reicht und welches Potential Sie für wen eröffnen könnten, wenn Sie Ihrem Gegenüber und sich selbst die „long version“, die ausführliche Fassung, gönnen oder ich möchte eher sagen „schenken“…

In der Linguistik bezeichnet man die Kurzfassung, das einfache „Danke“ als sog. Tilgung. Der Rest, also warum das Danke in welcher Situation, mit welchem konkreten Mehrwert ausgesprochen wurde und wofür, ist reichlich weggelassen. Wir befinden uns auf der sog. Oberflächenstruktur der Sprache und nicht auf der Tiefenstruktur mit dem kompletten Textinhalt. Das vereinfacht unser Leben in praktischer Weise. Es ist schnell, kurz und bündig ausgesprochen. Ein linguistischer Schokoriegel für zwischendurch. Dieses „Danke“ ist klar, wenn sich beide Seiten eindeutig einig sind, wofür das Unausgesprochene steht. Manchmal glaubt man das auch nur. Und manchmal ist es einfach eine freundliche Geste, eine Nettigkeit und das Warum und Wofür ist gar nicht so relevant. Man muss ja auch hier nicht immer gleich ein Fass aufmachen. Wo kämen wir denn da hin?

Wo kämen wir denn da hin?

Das ist eine gute Frage. Ich darf Ihnen in freudige Aussicht stellen, dass Sie oft überrascht wären, wenn Sie wirklich wüssten, für was das „Danke“ Ihres Gegenübers an Sie gemeint war und was Sie sich im Gegensatz dazu dachten. Schauen Sie mal, wo Sie hinkommen, wenn Sie anfangen, konkret zu werden.

Machen Sie sich bitte die Mühe!

Ich lade Sie hiermit ein, sich für eine Weile, vielleicht als deklariertes Selbstexperiment, die Mühe zu machen, jedes Mal, wenn Sie „Danke“ sagen, die Klammer zu öffnen, und den Text komplett ausformulieren. Jetzt lächeln Sie noch. Wenn Sie es ausprobieren, werden Sie vermutlich an mich denken und sich erinnern, dass ich Kommunikationstrainerin bin. Denn Sprechen ist doch schwieriger, als man vorher dachte, als es noch vage im Kopf herumschwirrte.

Was eigentlich?

Zunächst müssen Sie sich selbst im Klaren sein, wofür Ihr Dank steht. Das ist der schwierigste Teil. Allzu oft wird das „Danke“ fast schon als Floskel gebraucht. Die Belohnung für Ihre Mühe und Ihren Mut, Ihren Dank konkret auszusprechen ist, dass Sie eine Quelle von Wertschätzung anzapfen. Das macht etwas mit Ihrem Gegenüber in dem Moment, wenn die Schallwellen „Danke“ dessen Auge (beim Lesen), Ohren und dessen Herz berühren. Wenn Sie wiederum das Feedback sehen, hören, macht das etwas mit Ihnen und vielleicht langfristig mit Ihrer Kommunikationsbeziehung.
Was meinen Sie nun genau, für was steht Ihr Dank? Das sind quasi die Powerpoint Folien im backup, die Sie bereithalten, natürlich nur, falls mal jemand nachfragen würde. Jetzt braucht es nur noch etwas Mut, Ihre Stimmbänder in Bewegung zu bringen.

Beispiel sei Dank

Mit einem vorangestellten Adjektiv können Sie noch Ihrem Dank ein besonderes Mäntelchen anziehen. Das Mäntelchen „viel“, „herzlich“, „ehrlich empfunden“, „groß“ „unendlich“ und wie könnte Ihr Dank erscheinen?

Vanessas Tipp
Halten Sie sich nicht an Sprachkonventionen. Seien Sie ruhig mutig und kreativ!

Für was steht also Ihr Dank? Ich gebe Ihnen nun sehr gerne ein paar Textbeispiele aus meiner Praxis. Da fällt mir gerade ein, dass es da ein schönes Lied gibt, „Danke, für jeden neuen Morgen, danke für diesen schönen Tag…“

Danke also…

– für Ihre Mühe, mir das (…) zu zeigen; das hätte ich alleine nicht/nicht so zügig geschafft, gefunden, gelernt …
– dass Sie sich für mich die Zeit genommen haben, mir …; so konnte ich …
– dass Du an mich gedacht hast!
– für Deine Rückendeckung und Deinen Zuspruch!
– dass Du mir die Daumen gedrückt hast!
– dass Sie den Mut hatten, mir das ehrlich zu sagen!
– dass Sie (…) für mich in Erfahrung gebracht, weitergeleitet, den Kontakt hergestellt haben, der mir hilft…
– für Ihre achtsame, vorsichtige, bedachte Frage…; das ermöglicht mir…
– das hilft mir sehr bei …
– dass Sie mich / meine Firma empfohlen haben. Das eröffnet uns die Chance für einen Auftrag;
– für Ihre Beharrlichkeit, denn so konnte ich …
– für Ihre Präzision…; nur so konnte ich …
– dass Sie für mich diese extra Meile gelaufen sind, ich weiß das sehr zu schätzen, weil …
– dass Sie mir (…) den Rücken freigehalten haben; auf diese Weise hatte ich die Möglichkeit, mich …
– dass Sie mich unterstützt haben, denn das hat …
– für Ihre Großzügigkeit, die mir ermöglichte, …
– aktive Mitarbeit, … das hätten wir sonst nicht so gut, schnell, professionell geschafft…
– für Ihre Voraussicht, das hätte sonst gefährlich/stressig (…) können
– dass Sie mich mitgenommen haben…, so konnte ich …
– dass Du den Raum so schön dekoriert hast…, das Buffet so vielseitig gestaltet hast… – das hat mir geholfen, mich gut und wohl, genährt und geborgen zu fühlen…
– für Ihre ehrliche Rückmeldung, die mir nun ermöglicht, nachzubessern, zu korrigieren, das an unseren Vorstand weiterzuleiten, mich darum zu kümmern…
– dass Sie mir diese Option offenhielten, das half mir …
– dass Sie mich damals dazu motivierten (…), ich hätte sonst nie…
– dass Sie mir so ehrlich und offen Ihre Meinung sagten; das eröffnete mir…
– dass Du so beharrlich dran bliebst… Sonst hätte ich nie … können. Das war so wichtig für mich.
– für Ihr Lächeln, Ihre Zuversicht, Ihre Gelassenheit, Ihr Vertrauen in unser Produkt/unsere Dienstleistung/… Das tut so gut in diesen Tagen…
– dass du so selbstverständlich für mich das bist, …
– dass du mir den Tee gemacht hast, für mich einkaufen warst, das Essen gekocht hast und meine Termine organisiert hast… Es hilft mir, unterstützt mich, … tut einfach gut, … zu wissen, dass ich mich auf Dich verlassen kann. Ich fühle mich mit Dir sicher, geliebt, geborgen… Es macht mir große Freude…

Dankeschön!

„Danke für diese konkreten Formulierungsbeispiele. Sie helfen mir, besser zu verstehen, welches Potential sprachlich gemeint ist und ermuntern mich, es auszuprobieren. Ich bin neugierig, … Vielleicht eröffnet es mir tieferen Kontakt zu meinem Gesprächspartner und hilft, eine intensivere Beziehung aufzubauen, eine bessere Gesprächsbasis, mehr Klarheit/Offenheit/Verständnis mit (Kollege X, Nachbar Y, Chef Z, Partner B usw.) zu schaffen…“

Boomerang

„What goes around comes around“ heisst es, oder auf Deutsch, „wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück“. Meine oft beobachtete Reaktion ist, dass der Kommunikationspartner – auch ganz ohne Schulung, die Situation ist per se Lebensschule – von sich heraus ebenfalls mehr Text zurückmeldet. Eine sog. kalibrierte Schleife entsteht: Ihre Mimik mag dann Überraschung und in jedem Fall Freude zum Ausdruck bringen. Das hätten Sie so vorher bestimmt nicht vermutet.

Danke für alles!

Wenn es schnell gehen muss, also am Bahnhof, am Flughafen oder weil der Bus schon am Abfahren ist… „Danke für alles!“ Vielleicht hatten Sie schon vorher (hoffentlich!) darüber gesprochen, dann können Sie sich auf „all das“ jetzt natürlich in Kurzform beziehen. Ansonsten hätten Sie die Möglichkeit, wenn Sie dann im Zug oder Bus sitzen, die Formulierungen per smartphone nachzuholen, zuhause in Ruhe noch einmal den Hörer in die Hand zu nehmen, um Ihr „Danke“ persönlich auszudrücken. Oder… schreiben Sie doch einmal wieder eine Karte oder einen Brief! Das dürfte in jedem Fall eine Überraschung sein.

Für Ihr Gehirn ist es jedenfalls eine sehr gute Übung, wenn Sie Ihre Gedanken bündeln, auf den Punkt bringen, sie dann als konkretisierte Worte über den Stift kinästhetisch in den Kugelschreiber oder den Füller auf das Blatt Papier fließen lassen. Ich bin mir sicher, Ihr Adressat wird all Ihre Mühe (Gedanken an Sie, die Zeit für das Schreiben des Briefes, das Ringen nach passenden Worten, die Briefmarke, den Umschlag zu investieren…) wertschätzen. Wenn Sie Glück haben, kommt der Boomerang mit einem ausführlichen oder kürzeren Dank wieder an Sie zurück. Wie schön, dass es Dich in meinem Leben gibt, denn…

Wie immer freue ich mich über Ihre Erfahrungswerte. „Dankeschön“ ist eines meiner Lieblingsworte. Sie wissen jetzt, warum. Es ist so viel mehr drin in diesen fünf Buchstaben.

Vanessa Vetter – die Frau für Veränderung. Because change is your chance.
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2 Antworten

  1. „Danke“ und zwar für … „diesen einmaligen und ganz besonderen Beitrag zur Dankbarkeit und dem bewussteren Umgang mit dem Wort Danke“. Ich habe sehr viel von Dir gelernt durch diesen Beitrag.

    1. Lieber Michael,

      jetzt halte ich mich kurz und sage einfach nur „Danke“ – denn das bezieht sich auf all das, was wir bereits ausgetauscht haben. Es freut mich, dass ich Dich mit diesem Beitrag inspirieren konnte. Herzlich Danke auch für Deine Zeit und Mühe, Dein Feedback noch einmal an dieser Stelle zu teilen.

      Sonnige Grüße, Vanessa